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Bildungs- und Verwaltungszentrum

Nach dem Umzug von Stadtbücherei und VHS in das neue „Haus des Wissens“ soll das Gebäude des BVZ abgerissen werden. Das BVZ, 1980 vom Architekturbüro Bahlo, Köhnke, Stosberg und Partner erbaut, ist als Volkshochschule und Stadtbücherei, also als das ursprüngliche »Haus des Wissens«, in den letzten Jahrzehnten für viele Bochumer*innen von großer Bedeutung gewesen.

Zusammen mit dem Rathaus ist es das Herzstück der Innenstadt, ein Gebäude für die Stadtgesellschaft, dessen Offenheit und Transparenz durch die in dieser Zeit typische Architektur unterstrichen wird. Der mehreckige Grundriss lässt sich flexibel nutzen und repräsentiert ein Raumkonzept mit dem Ideal einer hierarchiefreien Gesellschaft.

Das BVZ befindet sich inmitten der Bochumer Innenstadt, direkt angrenzend an den Appolonia-Pfaus-Park und der Musikschule. Auch eine Sporthalle im Park grenzt an das BVZ an sowie eben auch das Gesundheitszentrum, welches ebenfalls abgerissen werden soll – so der Stand 2017. Vor mehr als sieben Jahren beschlossen Grüne und SPD eine – so hat es damals die WAZ zumindest getitelt – „Neuordnung der Innenstadt“, auch als ISEK bekannt, also ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept. Die Koalition sah in ihrem Beschluss den entscheidenden Impuls für eine neue bauliche Entwicklung der Innenstadt im Rathaus-Umfeld und entlang der Viktoriastraße bis zum Husemannplatz, dessen Umsetzung vor circa 4 Jahren begonnen hat.

Die ersten Folgen dieses Beschlusses sind somit bereits sichtbar. Auf dem Gelände des ehemaligen Justizzentrums hat vor kurzem ein mischgenutztes Gebäude aus Einkaufszentrum und Stadtverwaltung eröffnet. Der Telekomblock, der von Kaufmann Andor Baltz für dieses Projekt wieder kostenaufwendig zurückgekauft werden konnte, wird gerade zum Haus des Wissens umgebaut. Hier soll Stadtbücherei und Volkshochschule unterkommen, welche sich aktuell noch im BVZ befinden. Aber auch eine lukrative Markthalle. Die Kosten für die gesamte Umstrukturierung der westlichen Innenstadt wurden 2017 mit 101 Millionen Euro angegeben, mittlerweile ist nochmal einiges dazu gekommen.

Nicht nur das BVZ soll abgerissen werden, auch die Musikschule, ein 50er Jahre Bau war vom Abriss und „Privatisierungsgefahr“ bedroht. Mit mehreren Stadtrundgängen, aktivistischen Aktionen und einer sehr intensiven Öffentlichkeitsarbeit konnte Stadt für Alle weitere Unterstützer*innen für den Erhalt der Musikschule gewinnen. Stadt für Alle hat dann nicht zuletzt auch aufgrund der intensiven Unterschriftenaktion mit dem Titel „»Bochum: Deins, meins, unsers? Innenstadt gemeinsam gestalten!« – Kampagne gegen Abriss und Privatisierung“ sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Musikschule erhalten bleibt und mit der Gründung des Vereins Zukunftsmusik e.V. mehrere Interessensgemeinschaften zusammengebracht, die nun aktiv den Erhalt planen und gestalten.

Oberbürgermeister Thomas Eiskirch hat sich im Vorfeld der Kommunalwahl in einer öffentlichen Veranstaltung zu den bisherigen Planungen positioniert: Das Gebäude der Musikschule soll erhalten bleiben und zum Beispiel soziokulturell nachgenutzt werden. Auch das gesamte Gelände soll nun nicht an einen privaten Investor verkauft, sondern auf der Basis von Erbbaurecht vergeben werden. Ein voller Erfolg also - allerdings ist noch kein gültiger Ratsbeschluss dazu revidiert worden.

Wie es mit den anderen Gebäuden und Flächen weitergeht, das bleibt noch offen. Das Netzwerk Stadt für Alle fragt daher: Ist der inzwischen 7 Jahre alte Ratsbeschluss zum Abriss heute noch zeitgemäß? Wäre die mit einem Umbau verbundene Nutzung der vorhandenen Bausubstanz als Ressource nicht eine nachhaltigere Lösung? Und können wir es uns 2024 ökologisch überhaupt noch leisten ein Gebäude abzureißen?

»Stadt für Alle« ist eine offene stadtpolitische Initiative, die sich für eine solidarische, ökologische und nachhaltige Stadtentwicklung in Bochum einsetzt. Dazu gehören unter anderem bezahlbarer Wohnraum, eine klimaneutrale Verkehrswende sowie der Erhalt, Ausbau und Zugang zu sozialer und kultureller Infrastruktur. Im Fokus steht dabei unter anderem die Entwicklung der Innenstadt, wie etwa das Bildungs- und Verwaltungszentrums (BVZ).





Dazu gibt es hier:

Einladung zur Veranstaltung "Erhalten statt abreißen" am 2. Mai 2024
Bericht von der Veranstaltung "Erhalten statt abreißen" am 2. Mai 2024.
Bericht: Ergebnisse der Innenstadtumfrage des Netzwerks "Stadt für Alle" (Ende 2023)
Dokumentation der Ergebnisse der Innenstadtumfrage
 
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